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Orell-Füssli-Filiale Rösslitor: «Das ist der Anfang vom Ende»

In der St. Galler Orell-Füssli-Filiale Rösslitor wird mehr als ein Viertel des Personals abgebaut. Die Mitarbeitenden wurden überrumpelt; viele glauben nicht daran, dass mit dieser Sparübung die Weiterexistenz der Filiale gesichert werden kann.

 

Mit einem Schnellschuss reagierte die Geschäftsleitung auf den Jahresabschluss 2011. Sie hatte nicht einmal Zeit, die Mitarbeitendenvertretung rechtzeitig zu informieren. Dementsprechend erlebten die rund 40 Angestellten ein sehr unangenehmes Wochenende: Am Freitag, 10. Februar, wurden sie informiert, dass Personal abgebaut werden müsse und dass am Montag Einzelgespräche folgen würden. Elf Personen waren von den Sparmassnahmen betroffen. Einigen wurden Angebote für andere Filialen gemacht, anderen das Pensum gekürzt, sechs Personen erhielten die Kündigung.


An einer von syndicom organisierten Versammlung kam einiges an Ärger und Wut zum Ausdruck, Emotionen, die älter waren als der jüngste Entscheid der Geschäftsleitung. Kritisiert wurden die Management-Entscheide der letzten Jahre, wie etwa der Umzug in das neue, zu grosse Ladenlokal oder die Zentralisierung der Grosskunden, die die Einnahmen der Filiale empfindlich reduzieren.


Abbau ist keine Strategie

Auch die aktuellen Entscheide wurden an der Versammlung als wenig erfolgversprechend beurteilt. Dass mit weniger Angestellten Personalkosten eingespart werden können, sei eine Binsenweisheit. Dass aber mit weniger Personal mehr Umsatz und Gewinn erzielt werden könne, notabene in einem Bereich mit wenig Rationalisierungsmöglichkeiten, wurde nicht nur bezweifelt, sondern als hoffnungslos beurteilt. «Das ist der Anfang vom Ende», hiess es. In einem Brief an die Geschäftsleitung brachten die Mitarbeitenden ihre Kritik zum Ausdruck und forderten Begleitmassnahmen für die Betroffenen.


Fliehkräfte statt Motivation

Von Begleitmassnahmen wollte die Geschäftsleitung nichts hören. Dank dem Brief kam aber ein Dialog zustande und dank Glück im Unglück muss niemand entlassen werden. Drei Betroffene fanden eine neue Stelle und eine kann bleiben, weil eine andere Mitarbeiterin selbst kündigte. Für eine Person wurde eine Überbrückungslösung gefunden, eine andere beginnt ein Studium. Zwei Mitarbeitende, die in andere Filialen müssen, wissen allerdings noch nicht, ob ihre Pensen ab Sommer reduziert werden.

 

Auf die Kritik am Management reagierte die Geschäftsleitung mit einer weiteren Personalversammlung vor Ort. Obwohl sich die Verantwortlichen Mühe gaben, konnten sie nicht überzeugen. Um das verbleibende Personal zu motivieren und die Kundenzufriedenheit zu erhalten, wird es mehr brauchen als Non-Books und Selbstbedienung.


Danièle Lenzin, Co-Präsidentin syndicom und Leiterin Buch und Medienhandel

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