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Branchenkonferenz Buch und Medienhandel: Kreativ und kämpferisch

Trotz rauem Gegenwind: An der Branchenkonferenz Buch und Medienhandel zeigten sich die Anwesenden nicht nur kämpferisch, sondern überraschten mit kreativen Ideen. Die brauchen sie auch, wollen sie die Kampagne für das Buchpreisbindungsgesetz für sich entscheiden.

 

Eva Bachofner, Präsidentin des Branchenvorstands Buch und Medienhandel, eröffnete die Konferenz vom 25. September und gab einen Überblick über die Aktivitäten der letzten zwei Jahre. Dabei stellte sie die Lohnverhandlungen 2009 und 2010 ins Zentrum. Als Mitglied der Paritätischen Kommission des Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verbands (SBVV) und von syndicom hat sie die Verhandlungen miterlebt. Bachofner betonte, wie schwierig es sei, die Gegenseite zu überzeugen. Sie forderte die Anwesenden auf, ihre Forderungen für die kommenden Verhandlungen zu formulieren.

 

Der starke Franken

Konsens herrschte in der Einschätzung der konjunkturellen Situation der Branche: Der starke Franken macht dem Buchhandel das Leben schwer. Konsens herrschte aber auch darüber, dass das Mindestgehalt nach der Lehre, aktuell 3900 Franken – 200 Franken weniger als bei Lidl – immer noch viel zu tief ist. Darauf soll sich syndicom dieses Jahr bei den Verhandlungen konzentrieren.

 

syndicom-Co-Präsidentin und Branchenleiterin Danièle Lenzin erläuterte die Anpassungen, die durch die Fusion zu syndicom im Branchenreglement vorgenommen werden mussten. Dabei nutzte sie die Gelegenheit, auf die Entwicklungen der letzten Jahre, die sich im Reglement spiegeln, hinzuweisen. So waren etwa die im alten Reglement noch verankerten Sektionen schon seit Jahren nicht mehr aktiv. Stattdessen finden in verschiedenen Städten Buch-Treffs statt, wo sich Interessierte über die Branche austauschen.

 

Nach den Wahlen (siehe Kasten) informierte ein Kollege aus der Romandie über Entlassungen bei der Buchhandlung Payot SA. So wurden in den letzen Wochen in verschiedenen Filialen drei Personen entlassen, darunter auch ein Mitglied der Personalkommission. Vor allem die älteren Entlassenen kämen damit in eine schwierige Situation. Mindestens für diese seien Begleitmassnahmen notwendig. Lenzin informierte, dass Ende Monat eine Sitzung zwischen den Gewerkschaften und dem Geschäftsführer stattfindet, wo es nicht nur um die Löhne, sondern auch um die Entlassungen gehen wird.

 

«Schwanger vor Inspiration»

Der Nachmittag stand ganz im Zeichen der sprachlichen und ideellen Kreativität. Für die sprachlichen Lockerungsübungen war die Baselbieter Slam-Poetin Daniela Dill verantwortlich. Nur weil man schwanger sei, müsse man noch lange kein Kind gebären, meinte sie. «Ich bin schwanger vor Inspiration.» Aber auch Dills «Schwangerschaft» brauchte natürlich einen Schelm, der befruchtet hatte. Doch wer war es? «Stephen King, Günter Grass, jeden lasse ich an mich ran, der mich begeistern kann», reimte Dill, um den Täter schliesslich doch noch zu finden: «Denn schlussendlich sah ich klar, dass Kafka doch der Einzige war.»

 

Dann war die Reihe an Peter Lauener, Kampagnenverantwortlicher des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB), der aus seinem reichen Erfahrungsschatz berichtete. Von ihm erfuhren die Buchhändlerinnen und Buchhändler: Wer eine erfolgreiche Kampagne führen will, muss den Politikbereich, die Vorgeschichte, die Vorlage und seine Gegner und Gegnerinnen genau kennen. Was sind die Haupt- und Nebenziele einer Kampagne? Geht es einzig darum, die Vorlage zu gewinnen, oder werden zusätzliche Ziele verfolgt – etwa Mitgliederwerbung oder die Aufmerksamkeit auf ein Problem zu lenken?

 

Bündnispartner müssen gefunden werden. Im Rahmen eines Bündnisses ist es möglich, je nach Organisation spezifische Zielgruppen zu definieren. Nein-Kampagnen seien einfacher. Und viel Geld mache es auch einfacher. Doch redaktioneller Raum sei wertvoller als viele Plakate. Mindestens so wichtig seien Mobilisierungsfähigkeit sowie Einfallsreichtum und Kreativität. Und: Inhaltlich komplizierte Vorlagen müssten heruntergebrochen werden; so hat etwa der SBG aus der BVG-Abstimmung eine «Rentenklau-Kampagne» gemacht.

 

«Geist ist geil»

Anschliessend stellte Angela Kindlimann von der Arbeitsgruppe des Branchenvorstands erste Ideen zur Kampagne für das Buchpreisbindungsgesetz vor. Mit Blick auf Laueners Ausführungen hat die Arbeitsgruppe schon einiges richtig angedacht: Zielgruppen wurden klar definiert; syndicom-Mitglieder sowie die Mitglieder der anderen Gewerkschaften und Junge stehen im Fokus. Neue Mitglieder sollen als Nebenziel gewonnen werden. Auch Bündnispartner wie der SBVV, die Stiftung für Konsumentenschutz, die Juso oder die Jungen Grünen fehlten nicht. Aus der abschliessenden Diskussion wurde ein angeregtes Brainstorming, vorgestellte Claims wurden bewertet und neue Slogans kreiert. Sie lauteten: «Geist ist geil», «Billig kann teuer werden» oder «Vielfalt statt Einfalt».

Daniel Bouhafs, freier Journalist in Zürich


Wahlen in den Branchenvorstand
Eva Bachofner (Präsidentin), AVA Verlagsauslieferung AG, Affoltern a. A., wurde wiedergewählt, ebenso Linda Malzacher, Werd Verlag, Zürich. Neu gewählt wurden: Barbara Aebi, Bader, Langenthal, Mathias Bernet, Orell Füssli Bellevue, Zürich, Angela Kindlimann, Scheidegger Verlagsvertretung, Affoltern a. A. , Mirjam Schneider, Winterthur, z. Zt. ohne Stelle, sowie Jasmin Stebler, Weltbild, Olten. (db)

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