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Solidarisch in der Kälte

Der siebenstündige Warnstreik der ZeitungsdruckerInnen der «Basler Zeitung» vom 10. Februar setzte ein eindrückliches Zeichen gegen die Arroganz der Geschäftsleitung, die die wesentlichen materiellen Forderungen und ein Alternativprojekt der Belegschaft abgeblockt hatte. Trotz starker öffentlicher Unterstützung gab sich eine Mehrheit der 72 KollegInnen zuletzt doch mit einer ­einmaligen Abfindung von 400 Franken pro Dienstjahr zufrieden. 

 

Sonntagnacht, 10. Februar, standen ab 23 Uhr die Maschinen im Druckzentrum der «Basler Zeitung» für sieben Stunden still. Die Montagsausgabe der BaZ und eine Teilauflage der «Coopzeitung» konnten in Basel nicht gedruckt werden. Die KollegInnen hatten endgültig genug von der beispiellosen Arroganz der Geschäftsleitung der Basler Zeitung Medien nach Bekanntgabe der Schliessung des Druckzentrums per Ende März: Weder stimmte die GL der Verlängerung der Konsultationsfrist bis zum 22. März zu, um für die Ausarbeitung einer Alternative zur Schliessung mehr Zeit einzuräumen, noch war die GL bereit, den Sozialplan materiell befriedigend auszubauen. Die Äusserungen von CEO Rolf Bollmann an den Gesprächen vom 7. Februar über den Sozialplan (eigentliche Verhandlungen gab es nie) brachten das Fass endgültig zum Überlaufen.


Laut Bollmann können weder Überbrückungsrenten von Fr. 2340.– pro Monat, analog einer maximalen einfachen AHV-Rente, noch irgendwelche Abgangsentschädigungen bezahlt werden. Das Unternehmen stehe am Abgrund. Dabei wissen alle, dass hinter dem Basler Medienhaus die Herren Christoph Blocher und Tito Tettamanti mit ihren Milliarden stehen. CEO Bollmann hatte am 7. Februar dazu noch ein «Bonmot» auf Lager: die Angestellten hätten sich im Hinblick auf eine bessere Absicherung ihrer Renten auch um ein 3a-Konto kümmern können … Sauer aufgestossen ist den Basler KollegInnen auch die penetrante Ablehnung der BaZ-Geschäftsleitung, syndicom neben der Personalkommission als Verhandlungspartnerin zu akzeptieren; dies, obwohl das an diversen Betriebsversammlungen mehrfach gefordert worden war.


Spontaner Startschuss
Die Mitteilung einer Sekretärin der Geschäftsleitung am Freitag, 8. Februar, nach 18 Uhr, vor Montagabend sei keine neue Stellungnahme der Firma in Sachen Abgangsentschädigungen zu erwarten, wurde zum Startschuss für die Vorbereitungsarbeiten zum Warnstreik in der Nacht vom 10. auf den 11. Februar. Ein solches Spiel auf Zeit wollten die Beschäftigten der Zeitungsdruckerei nicht mitspielen. Die Zeit bis Sonntagabend musste darum optimal zur Mobilisierung genutzt werden; und alles sollte noch geheim bleiben …


Im Gewerkschaftshaus am Basler Claraplatz wurde die Stimmung am Sonntagabend nach 22 Uhr immer besser: Es herrschte Gewissheit, dass sich die Mitarbeitenden des  Druckzentrums ohne Wenn und Aber am Streik beteiligen würden. Auch die weit über 100 zur Solidarität bereiten Personen, die sich im Saal versammelten, trugen zur guten Stimmung bei. Vor der Druckerei – bei klirrender Kälte und beginnendem Schneefall – brach nach 23 Uhr grosser Jubel und Applaus aus, als die KollegInnen der Nachtschicht (Beginn um 21.30 Uhr) geschlossen das Druckereigebäude verliessen. Eine lange solidarische Nacht mit Bratwürsten, Getränken, Musik und vielen interessanten Gesprächen am Lagerfeuer konnte beginnen.


Gerüchteküche und Erfolg
Eine Ungewissheit blieb bei den Streikenden und Unterstützenden: Wird die Zeitung jetzt bei Tamedia in Zürich gedruckt? Erste Meldungen von Online-Medien beruhigten die Gemüter, das Nichterscheinen der Ausgabe schien Wirklichkeit zu werden. Bei einem Teil der Streikenden schlich sich eine gewisse Enttäuschung ein, als gegen 6 Uhr morgens durchsickerte, in Basel sei eine gedruckte BaZ gesichtet worden.


Im Verlauf des frühen Morgens wurde klar: die BaZ-AbonnentInnen in der Region Basel würden die Zeitung verspätet zugestellt bekommen. In der übrigen Schweiz gab es aber gar keine BaZ! Auch die fristgerechte Fertigstellung der Teilauflage «Coopzeitung» musste mit Ausweichen nach Zürich zu Tamedia und weiterem grösserem Aufwand gesichert werden. Mit diesem eindrücklichen, siebenstündigen Warnstreik untermauerten die von der baldigen Schliessung des Druckzentrums Betroffenen ihre Forderung nach einer Verbesserung des Sozialplans; insbesondere die Abgangsentschädigungen sollten 1000 Franken pro Dienstjahr betragen. Die Überzeugung war bei allen Beteiligten gross, dass dieser Streik auch den hartgesottenen Managern um CEO Bollmann Eindruck gemacht habe.


Medienecho
Auch das Medienecho auf den Streik war gut, sowohl bei elektronischen wie auch bei gedruckten Medien. Eine von syndicom über das Internet lancierte Petition zur Unterstützung der KollegInnen des Zeitungsdruckzentrums erbrachte innert kürzester Zeit über 1000 Unterschriften.


Ernüchterung kam erst an der Betriebsversammlung vom 13. Februar auf. Die Unternehmensleitung drohte knallhart mit der «sofortigen Schliessung der Druckerei» oder der «fristlosen Kündigung der Streikenden», wenn die Beschäftigten nicht eine Produktionssicherheits-Garantie abgeben würden. Nach langen Diskussionen akzeptierten die anwesenden KollegInnen unter diesem Druck und mit grossem Grollen mehrheitlich die mickrige einmalige Abfindungsleistung von 400 Franken pro Dienstjahr.


Der Vorschlag von syndicom, das Basler Amt für Wirtschaft und Arbeit als Mediator beizuziehen und mit Unterstützung der solidarischen Öffentlichkeit das vorliegende «Angebot» verbessern zu helfen, fand an der Betriebsversammlung keine Mehrheit.

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