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«Flexibilität ist hier das Motto»

Bis zur Fusion war Mischa von Arb Regionalsekretär der Gewerkschaft comedia in Zürich. Dann ging er als Entwicklungshelfer nach Bolivien und half beim Aufbau der Kommunikationsabteilung der Frauenrechtsorganisation Cecasem. Ein Job im Ausland war immer sein Traum. 

Sein Arbeitsweg ist spektakulär: Falls die Wolken nicht zu tief hängen, läuft Mischa von Arb morgens direkt auf den Illimani zu. Der schneebedeckte Berg ist das Wahrzeichen von La Paz, der Stadt, die für drei Jahre von Arbs Heimat geworden ist. 6439 Meter ist der Illimani hoch – in Bolivien aber werden Höhenmeter schnell relativ: La Paz liegt auf 3200 bis 4100 Metern.

Mischa von Arb arbeitet bei der bolivianischen Frauenrechtsorganisation Cecasem. Er sagt: «Wir kämpfen mit Informationskampagnen gegen Frauen- und Kinderhandel. Unsere zweite Aufgabe ist die ländliche Entwicklung.» Konkret heisst das: Frauen werden darin bestärkt, unabhängig zu sein, mit Landwirtschaft ein eigenes Einkommen zu generieren und das Budget der Familie zu verwalten. Tönt einfach und logisch? In einer südamerikanischen Macho-Gesellschaft ist die Unabhängigkeit der Frauen nicht so leicht zu erreichen. Ausserdem fehlen oft Kenntnisse oder Infrastruktur wie zum Beispiel Wasser.

Fachleute im Einsatz

Mischa von Arb erzählt: «Die Idee hinter meinem Einsatz ist, dass die Bolivianer sehen können, was bei uns Standard ist. Und sie mir gleichzeitig zeigen, was ich von Bolivien lernen kann.» Die Philosophie seiner Schweizer Entsendeorganisation Interteam sei, Fachleute in ihren erlernten Berufen einzusetzen. Sie suche nicht einfach Freiwillige, die sie in irgendeinem Bereich einsetzen könne, sondern Fachwissen für bestimmte Fachstellen.

Als der Zürcher bei Cecasem ankam, fehlte der Organisation eine professionelle Kommunikationsabteilung. Zwei Jahre lang half er Standards für Logo und Bildsprache festzulegen, einen funktionierenden Server zu besorgen, Teamsitzungen einzuführen. «Jetzt ist meine Arbeit vergleichbar mit der in einer Schweizer Kommunikationsabteilung.»

Nur: Wenn von Arb Flyer drucken lassen will, verlangt er nicht etwa Offerten von Druckereien. «Hier laufe ich durch die Strasse, in der alle Druckereien sind, schau mir ihr Material an, bekomme einen Zettel mit einem Preis und verhandle.» Und dann seien die Farben auf dem ersten und dem letzten Flyer ganz bestimmt nicht identisch. «Flexibilität ist hier sicher das Motto», sagt er und lacht.

Ein Job im Ausland, in der Entwicklungshilfe, die Arbeit mit Menschen anderswo, das war immer von Arbs Traum. Bereits in seiner Lehre als Chemielaborant. «Nur konnte im Süden niemand einen Chemielaboranten brauchen.» Deswegen hat er an der ZHAW Journalismus und Organisationskommunikation studiert, Französisch, Englisch und Spanisch gelernt, bei Médecins sans Frontières und beim WWF gearbeitet. Danach war er drei Jahre lang Regionalsekretär bei der Gewerkschaft comedia in Zürich.

Gewerkschaften sind in Bolivien die stärkste politische Kraft. Streiks, Verkehrsblockaden und Demonstrationen sind an der Tagesordnung. Mit Schweizer Gewerkschaften sind die meisten nicht vergleichbar, sagt von Arb. «Am ehesten entsprechen die Organisationen des Gesundheits­personals, der Industriearbeiter, Mineure und Kokabauern unserem Modell von basisdemokratischen Arbeitervertretungen.» Viele «sindicatos» sind eigentlich Kleinunternehmen oder Genossenschaften, und in einigen werden die Mitglieder je nach Belieben der Gewerkschaftsbosse sogar zu Protesten gegen ihre eigenen Interessen engagiert.

Gezeichnete Broschüren

Obwohl von Arbs neue Heimat Bolivien dank Evo Morales, Präsident und Gewerkschafter, eine der fortschrittlichsten Verfassungen in der Region hat, ist es doch das ärmste Land in Lateinamerika. In einer Stadt wie La Paz ist diese Armut nicht so sichtbar wie in den Dörfern auf dem Lande, wo es weder Stras­sen noch Wasserleitungen gibt, wo die Leute ihre indigenen Sprachen sprechen und oft sehr schlecht Spanisch.

Mischa von Arb erzählt: «Oft können sie nicht richtig lesen. Unsere Flyer und Broschüren sind deshalb auch gezeichnet.» Mischa von Arb schreibt einen Newsletter über seine Arbeit und sein Leben in Bolivien, den man abonnieren kann unter ­mischa.vonarb@interteam.ch.

* Sina Bühler ist Redaktorin bei «work» und im Vorstand der Branche Presse und elektronische Medien bei syndicom.

Sina Bühler war während dreier Wochen bei Mischa von Arb in La Paz zu Besuch. Dieser Text erschien in der Unia-Zeitung «work» vom 15. Februar 2013.

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