Das Tessin verliert seine grösste Buchhandlung
Anfang November wurde bekannt, dass die 1939 gegründete Traditionsbuchhandlung Melisa geschlossen wurde. Auch bei Huber & Lang werden die Kündigungen nun wirksam.
Nach dem Feiertag Allerheiligen blieben am 2. November die drei Melisa-Filialen in Locarno, Lugano und Grancia sowie das Verteilzentrum in Bedano geschlossen. Die 28 Angestellten haben alle über Nacht ihren Job verloren. Die Tessiner Gewerkschaft SOCT (Sindacato dellOrganizzazione Cristiano Sociale Ticinese) unterstützt die Entlassenen. syndicom ist in der Tessiner Buchbranche nicht aktiv.
Hintergrund der Schliessung sind finanzielle Schwierigkeiten. Die Entwicklung stehe mit dem hohen Frankenkurs und der starken Konkurrenz im nahen Italien in Zusammenhang, heisst es. Die Firmenleitung hofft auf neue Investoren, weshalb den Angestellten formal erst einmal nur vorsorglich gekündigt wurde. Nachdem Valora 2010 Melisa an die Genossenschaft La Pergamena verkauft hatte und bereits damals 20 Arbeitsplätze abgebaut wurden, scheint die Firmenleitung die Kontrolle nun völlig verloren zu haben.
Um zumindest noch die Oktoberlöhne der Angestellten zahlen zu können, wurde das gesamte Sortiment zu Ausverkaufspreisen verschleudert. Offenbar war die Hoffnung auf einen neuen Investor eher nur ein schöner Traum. Die Leidtragenden sind die Angestellten.
turbulente zeit
Auch für die im August entlassenen Angestellten der Huber & Lang AG geht eine turbulente Zeit zu Ende. Mit der Übernahme durch Lehmanns Media auf Anfang 2013 sollten 25 BuchhändlerInnen entlassen werden. Lange blieb unklar, wer bleiben kann und wer nicht. Die Angestellten forderten im Konsultationsverfahren Begleitmassnahmen für die Betroffenen.
Nach Informationen von Andrea Pulver, Personalabteilung, werden von Lehmann 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übernommen, und 3 Personen konnten intern beim Verlag eine neue Aufgabe übernehmen.
14 Angestellte müssen auf Ende November oder Ende Dezember das Unternehmen verlassen, wobei den über 50-Jährigen und denjenigen mit über zehn Dienstjahren – wie im Konsultationsverfahren verlangt – die Kündigungsfrist verlängert wurde. Zwei Personen gehen in Pension.
Die Entlassenen, die in der Buchbranche eine neue Stelle suchen, sind mit einem ausgetrockneten Arbeitsmarkt konfrontiert und dementsprechend mutlos. Aber auch diejenigen, die bleiben können, müssen Nachteile in Kauf nehmen: ihre Löhne werden ab 2013 spürbar tiefer sein.
* Danièle Lenzin ist Co-Präsidentin syndicom und Branchenleiterin Buch und Medienhandel.