Was «Arbeitsdruck» konkret bedeutet
Mit ihrer GAV-Umfrage hat die Gewerkschaft syndicom den Nerv der Postangestellten getroffen. Die Beteiligung war hoch, die Ergebnisse bilden eine differenzierte Ausgangslage für die anstehenden GAV-Verhandlungen.
Anfang Jahr führte syndicom unter allen Angestellten der Post eine breit angelegte Umfrage durch. Im Vorfeld der anstehenden Gesamtarbeitsvertrags-Verhandlungen wollte die Gewerkschaft wissen, welche Bereiche des bestehenden Gesamtarbeitsvertrags (GAV Post) weitergeführt und ausgebaut werden sollen, in welchen Bereichen dringender Handlungsbedarf besteht und wo neue Schwerpunkte zu setzen sind.
Alles Gelbe unter einem Dach
Die Beteiligung an der Umfrage war gross: Über 3100 Postangestellte, organisierte und nichtorganisierte, füllten den Fragebogen aus. Die Kernfrage – «Wie wichtig ist für dich, dass das gesamte Personal der Post (Konzern) dem neuen GAV Post unterstellt wird?» – beantworteten 90 Prozent aller Befragten mit «wichtig» (65%) oder «eher wichtig» (25%). Damit wurde auch der Beschluss der syndicom-Delegiertenversammlung Post vom 5. Mai 2011 nochmals bestätigt, mit der Hauptforderung nach einem Mantelarbeitsvertrag («Alles Gelbe unter einem Dach») in die Verhandlungen mit der Post zu steigen. Diese beginnen Anfang 2013.
Stress am Arbeitsplatz
Die Umfrage-Ergebnisse zu den Themenbereichen Mitsprache am Arbeitsplatz, Arbeitsplatzsicherheit, Arbeitszeit, Lohn und soziale Leistungen überraschen.
Nicht höhere Löhne, sondern die Arbeitsplatzsicherheit ist für die grosse Mehrheit der Postangestellten das wichtigste Anliegen. Erst an zweiter Stelle folgen die Löhne. Die Lohnzufriedenheit ist zwar hoch, dennoch möchte eine Mehrheit die guten Lohnperspektiven im neuen GAV beibehalten und weiter ausbauen. Am dritthäufigsten wird der Themenbereich Arbeitszeit als Entwicklungsschwerpunkt genannt. Dabei steht nicht die wöchentliche Arbeitszeit von 41 Stunden im Fokus, sondern die hohe Arbeitsbelastung und der damit verbundene Stress.
Postlogistics, Postfinance und Postauto
Eine verfeinerte Analyse der Umfrageergebnisse zeigt: 75 Prozent der Postangestellten schätzen die Arbeitsbelastung als hoch bis sehr hoch ein. Drei Viertel der Angestellten fühlen sich also gestresst. Verfeinert man die Analyse noch weiter nach Konzernbereichen, zeigt sich ein bedenkliches Bild in den Bereichen PostLogistics, PostFinance und PostAuto. Der Arbeitsdruck in diesen Bereichen ist sehr hoch. Vier Fünftel aller Angestellten von PostLogistics und PostFinance empfinden die Arbeitsbelastung als hoch bis sehr hoch. Bei PostAuto sieht es noch erschreckender aus: 90 Prozent der Befragten empfinden die Arbeitsbelastung als hoch bis sehr hoch.
syndicom schaut hin
Wir wollten es genau wissen und haben bei den Angestellten von PostLogistics, PostFinance und PostAuto nachgefragt: Was konkret verursacht diese hohe Arbeitsbelastung?
Entstanden ist eine dreiteilige Artikelserie über die Hintergründe der hohen Arbeitsbelastung und die Stressfaktoren. Den Anfang macht der Bereich PostLogistics. (js)