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Den Generationenvertrag stärken

Aktive und pensionierte Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter an einen Tisch zu bringen, um über die Zukunft des Landes zu diskutieren: Dies war das Ziel des ersten «Tisches der Generationen», den syndicom kürzlich in Bern organisiert hat. 

Mindestens gastronomisch gibt es keinen Generationengraben bei syndicom. Als die Jugend der Gewerkschaft Medien und Kommunikation zum ersten «Tisch der Generationen» im Rahmen ihres ambitiösen Mitgliederwebeprogramms bat, bestellten alle vier Teilnehmenden ohne zu zögern das gleiche Menu: Entrecôte und Pommes Alumettes.

In einem schönen Restaurant in einem ruhigen Gässchen der Berner Altstadt sassen sich vier prominente Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter gegenüber, zwei pensionierte und zwei junge. Die ehemalige Zürcher SP-Nationalrätin Vreni Hubmann, die demnächst 68 Jahre alt wird, Hans Ueli Ruchti, 72-jährig, ehemaliger Generalsekretär der damaligen Gewerkschaft Kommunikation, Sarah Wyss, bald 24 Jahre jung, syndicom-Mitglied und Präsidentin der Juso der Stadt Basel sowie Yves Fankhauser, 21 Jahre, Mitglied der syndicom-Jugendkommission und Präsident der Juso des Kantons Solothurn. Bernadette Häfliger Berger, Mitglied der syndicom-Geschäftsleitung und verantwortlich für den Sektor Gleichstellung und Recht, übernahm die Rolle der Moderatorin. Mit dieser Begegnung sollte geprüft werden, ob der Dialog zwischen den Generationen funktioniert, und es ging auch um die Frage, ob ein neuer Vertrag zwischen den Generationen notwendig sei.

«Diese Frage ist nicht neu», sagte Hans Ueli Ruchti, indem er mit einem Augenzwinkern auf ein Postulat des ehemaligen Luzerner Nationalrates Hans Widmer – aus dem Jahr 1997 – verwies. Dieser hatte vom Bundesrat einen umfassenden Bericht über die Beziehungen zwischen den Generationen verlangt – ohne Erfolg, nota bene.

«Aber über diese Frage muss man unbedingt nachdenken», meinte Sarah Wyss. Die junge Baslerin ist sehr engagiert, unter anderem bei Fragen der Migrationspolitik, und sie verwies darauf, wie stark sich das soziale Gefüge im Land in den zwei letzten Jahrzehnten verändert hat. «Viele Schweizerinnen und Schweizer aus meiner Generation sind ausländischer Abstammung. Für sie ist der Generationenvertrag logischerweise ein anderer, da ihre Grosseltern und manchmal sogar ihre Eltern nicht hier leben. Dieses Phänomen sollte man meiner Ansicht nach besser berücksichtigen.»

In einem Punkt war man sich schnell einig, schon als der elegante Kellner den Salat servierte: «Die heutige Jugend ist weniger politisiert als früher, und sie funktioniert eher individualistisch», meinte Yves Fankhauser, der Jüngste in der Runde. «Und genau hier müssen wir Lösungen finden, um langfristig die Finanzierung der Renten zu sichern», entgegnete Vreni Hubmann, Co-Präsidentin der Vereinigung aktiver Senioren- und Selbsthilfe-Organisationen der Schweiz (VASOS). «Wir dürfen nie vergessen, dass die AHV ohne Solidarität zwischen den Generationen keinen Bestand haben wird.»

Die Zukunft der ersten Säule war bei diesem dreistündigen «Tisch der Generationen» das Gesprächsthema. «Ich bin recht froh, dass Alain Berset, der neue Chef des Departements des Innern, die Diskussion rund um die Zukunft der Renten und das Verhältnis von AHV und zweiter Säule vertiefen will», sagte Hans Ueli Ruchti, als der Kaffee gebracht wurde. Und Vreni Hubmann fügte an: «Diese Gespräche mit jungen Gewerkschaftsmitgliedern stimmen mich ziemlich optimistisch, denn im Grunde genommen bestehen keine grundsätzlichen Differenzen zwischen ihnen und uns.»

Dazwischen wurden auch andere Themen gestreift, zum Beispiel der bevorstehende Tag der Arbeit (das Treffen fand am 27. April statt) oder die Präsidentschaftswahlen in Frankreich, die für Sarah Wyss eine besondere Bedeutung haben, da sie Doppelbürgerin ist. Für sie kam nur François Hollande infrage.

Schlussbilanz: Unabhängig von Alter und Erfahrung haben die Teilnehmenden nicht nur die Vorliebe für gutes Essen gemeinsam, sondern sie verfechten auch die gleichen Werte. Sie sind sich einig: Der Generationenvertrag muss verstärkt werden, um den Zusammenhalt im Land zu sichern. In den nächsten Wochen und Monaten werden in allen Sprachregionen der Schweiz weitere «Tische der Generationen» organisiert. Wir berichten darüber selbstverständlich in dieser Zeitung.
 

Mohamed Hamdaoui

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